Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Am Gedenkstein befindet sich eine Informationstafel als Teil des Geschichtsweg „Spuren unserer Vergangenheit“.

Die Ereignisse 

Im Landkreis Freising sind 1945 mehrere Häftlings- und Todesmärsche dokumentiert. Dazu gehörte eine Marschgruppe am Sonntag den 29. April 1945, bestehend aus ca 350 KZ-Häftlingen. Sie wurde angeführt vom Kirchenpfleger Pless aus Neufahrn mit acht Volkssturmleuten. Sie führte über Mintraching nach Hallbergmoos, wo sie Plessl an den Volkssturm Goldach übergab. Erwin Gebhard aus Hallbergmoos erinnert sich an diesen Zug, da er auf der Wiese gegenüber dem Anwesen seiner Eltern pausierte. Ein Häftling kam in ihr Haus, um seine Hirse warm machen zu lassen. Sofort eilte ein SS-Wachmann herbei und griff ein. Gebhards Vater ging dazwischen und der Häftling hatte Glück, dass er ohne weitere Sanktionen das Haus verlassen konnte. Der Zug zog weiter. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Erwin Gebhard erinnert sich weiter, dass besagter SS-Mann einige Zeit später zusammen mit anderen SS-Männern auf einem amerikanischen LKW abtransportiert wurde.

In einem Bericht an den Kardinal Faulhaber gibt Expositus Dr. Joachim Birkner an, dass am Nachmittag des 29. April 1945 etwa 30 bis 40 Häftlinge aus dem Zuchthaus Straubing durch Goldach unter Bewachung von Justizvollzugsbeamten Richtung Isarbrücke marschierten. Als sie von dort MG - Feuer erhielten, verschwanden die Wachmannschaften und der Goldacher Bürgermeister brachte die Häftlinge bei Bauern unter.

Ein Teilnehmer des Straubinger Häftlingsmarschs, der ehemalige Bürgermeister der Stadt Longwy, Pierre Albert Labro, verstarb am 8. Mai 1945 im Loibl-Anwesen. Wie die amtlichen Eintragungen dokumentieren, wurde sein Tod durch Herve Triffaux sowohl bei der Gemeinde als auch im Pfarramt angezeigt. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand die Beisetzung am 13. Mai 1945 auf dem Friedhof Hallbergmoos statt. Die Überführung in seine Heimatstadt erfolgte im November 1946.

Entstehungsgeschichte des Gedenksteins

Zum Gedenken an dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte sah sich der Heimat- und Traditionsverein veranlasst, analog der Gedenksteine der Dachauer Todesmärsche, einen solchen auch in unserer Gemeinde aufzustellen. Gleichzeitig sollte des verstorbenen, ehemaligen Bürgermeisters der Stadt Longwy, Albert Labro, gedacht werden, der er in der Nähe des Aufstellungsortes des Gedenksteines in einer Scheune an den Strapazen des Marsches verstorben war.

Der Gedenkstein wurde vom Verein ohne Unterstützung öffentlicher Mittel, jedoch unter Mithilfe von Sponsoren, errichtet.

Der Gedenkstein

MdL Benno Zierer stiftete spontan nach der Presseberichterstattung über die Ablehnung des Zuschussantrags durch den Gemeinderat Hallbergmoos dem Heimat- und Traditionsverein einen Granitstein. Somit brachte er im wahrsten Sinn des Wortes den „Stein ins Rollen“. Zur Kostenminimierung führte er auch den Transport nach Hallbergmoos zur Künstlerin Roswitha Prehm durch. Der Wasserzweckverband Freising als Eigentümer des Grundstücks erteilte ebenso spontan und ohne Auflagen die Genehmigung zur Aufstellung des Gedenksteins. Für den Transport und das Aufstellen des Steins unter Anleitung der Künstlerin stellte der Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Freising Süd dankenswerterweise Fahrzeug und Lader bereit.

Die nachfolgenden Fotos zeigen die Begradigung der Aufstellfläche des Granitsteins und das Zementieren des Gedenksteins durch Roswitha Prehm.

Die Künstlerin

Bildhauer- und Steinmetzmeisterin Roswitha Prehm hat in unserer Gemeinde bereits mehrere Kunstwerke im öffentlichen Bereich, wie den Predazzostein, den Widderkopf- und Schneckenbrunnen geschaffen. Sie hat den Granitstein bearbeitet und die Inschrift angebracht. Ein heller Streifen unter dem Wort Häftlingsmärsche soll die beiden Häftlingszüge symbolisieren. Mit der Gedenktafel für Pfarrer Pflüger in der Goldacher Kirche ist das bereits das zweite Werk der Künstlerin zur Aufarbeitung der Hallbergmooser Ortsgeschichte im Auftrag des Heimat- und Traditionsvereins.

Die Arbeitsgruppe 

Sie bestand aus Mitgliedern des Heimat- und Traditionsvereins. In vielen Einzelgesprächen wurde die Aufstellung des Steins und seine Weihe in die Wege geleitet.

Auf dem Foto von links nach rechts die Mitglieder der Arbeitsgruppe: Günter Frombeck, Karin Eigeldinger, Roswitha Prehm, Karl-Heinz Zenker und Mathias Rentz zu sehen.

Dank an die Sponsoren

Der Heimat- und Traditionsverein dankt MdL Benno Zierer, Zweckverband Wasserversorgungs-gruppe Freising Süd, Bauunternehmung  Rentz, Sparkasse Freising und Familie Selmayr für die Unterstützung des Vorhabens zum Gedenken an die Häftlingsmärsche 29. April 1945.

 

Als Quellen dienten:

  • "Das Ende des 2. Weltkrieges im Erzbistum München und Freising“, 2005 Verlag Schnell und Steiner GmbH, Regensburg
  • "Chronik Mintraching zur 1200 Jahrfeier"
  • Zeitzeuge Erwin Gebhard
  • Weitere Ausarbeitungen zu dem Thema:Die Häftlingsmärsche durch den Landkreis Freising im April 1945, Stadtmagazin Fink, April 2015
  • Sammelblatt Nr. 36 „Gegen das Vergessen“ zum Tod von Albert Labro


 

Karl-Heinz Zenker

Hallbergmoos, 3. Mai 2016