Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Vom Luftkrieg, der mit zunehmender Kriegsdauer immer heftiger über Deutschland hereinbrach, blieb Hallbergmoos weitgehend verschont. Nur zweimal fielen im Kriegsjahr 1944 Bomben auf die Dörfer Hallbergmoos und Goldach.

Nachstehende Luftbildaufnahme aus dem März 1945 zeigt die Einschläge, deren Veröffentlichung die Luftbilddatenbank, Ing Büro Dr. Carls, freundlicherweise zustimmte. Die Bombenkrater sind dabei als helle Punkte mit einem schwarzen Punkt in der Mitte östlich und westlich des Süßbaches von Birkeneck bis Goldach Hauptstr zu erkennen.

 

Der folgende Text entstand nach Berichten von Augenzeugen:

Der 1. Bombenabwurf ereignete sich am 9. Juni 1944 gegen 10.15 Uhr. Johanna Fritz und ihre Schwester Katharina halfen gerade Michael Fritz und einem polnischen Kriegsgefangenen bei der Feldarbeit in Hallbergmoos in der Mathildenstraße, wobei sie „Rüben verzogen“. Die beiden Männer hackten Kartoffeln. Es war nebliges, trübes Wetter. Gerade gab es Voralarm, als sie auch schon ein Geräusch hörten. Es klang wie Singen, wie ein helles Pfeifen. Kurz darauf schlugen die Bomben auch schon auf den Feldern und Wiesen nördlich und südlich der Mathildenstraße ein. Die Pferde auf der Koppel erschraken. Hektisch rannten sie in der Koppel herum. Sie hatten alle Hände damit zu tun, sie zu beruhigen. Eine Bombe schlug an der südwestlichen Ecke der Holzscheune von Bauer Michael Fritz ein. Ein Bombensplitter blieb Johanna Fritz als Erinnerung. Einer der beiden anderen Krater beim ehemaligen Haslaueranwesen am Süßbach wurde erst 1972 verfüllt.

Auch in Goldach hackte ein Kriegsgefangener ebenfalls Rüben, wie sich eine Augenzeugin erinnerte. Das Getreide sei schon ca. 20 cm hoch gewesen. Die damalige Schülerin hörte in der Goldacher Schule gerade den Sender Laibach, als sie den Kuckuck als Signal für Bombenangriffe hörte. Schnell lief sie nach Hause. Ihr Bruder, der gerade Fronturlaub hatte und deshalb zu Hause war, rief: "Sie werfen Bomben!" Aber da wurde die Schülerin auch schon durch den Luftdruck ins Haus geworfen. Die Scheiben gingen zu Bruch. Westlich vom heutigen Goldachmarkt riss eine Bombe einen Krater so groß, dass ein Haus hineinpasste. Dort fand die Schülerin später viele scharfe und spitze Splitter und einen gusseisernen Bombenkopf, den sie später zum Beschweren des Sauerkrauts im Gärtopf benutzte. Der Kriegsgefangene war durch ausgeworfenes Erdreich eines anderen Kraters verschüttet worden. Er blieb unverletzt und konnte sich sogar selbst befreien. Danach bestaunten die Schülerin und der Kriegsgefangene gemeinsam den Krater, wozu der Franzose meinte, da sei mein Grab. Nahe des Pfarrhauses wurde durch den Abwurf ein weiteres Haus beschädigt.  Der Krater an der Hauptstraße wurde als erstes mit allen möglichen Abfällen verfüllt.

Auch Josef Fischer sen. erinnert sich an diesen Angriff. Vermutlich handelte es sich um einen Notabwurf, da es in beiden Dörfern keine strategischen Ziele gab. Tote und Verwundete gab es bei diesem Abwurf nicht.

Ein zweiter Bombenabwurf mit zwei Bomben erfolgte an einem schönen Spätherbsttag nach der Kartoffelernte, wie sich Johanna Fritz und Josef Fischer sen. erinnern. Die Bomben schlugen im Neufahrner Moos ca. 500 m südlich der alten Ludwigstraße ein.

Zwei Todesopfer dagegen waren bei dem schweren Bombenangriff auf München am 19.07.1944 zwischen  09.30 und 13 Uhr, an dem insgesamt 1500 Bomber beteiligt waren, in Goldach zu beklagen. Es handelte sich um Martin Deuter sen. und Martin Deuter jun., Vater und Sohn. Eine auf ihrem Hof explodierende Flakgranate tötete sie.  Ihre Namen wurden auf dem Goldacher Kriegerdenkmal eingraviert. Das hier abgebildete Sterbebild gedenkt der beiden Toten.

Eine zweite Flakgranate explodierte auf freiem Feld zwischen dem Hallbergmooser Friedhof und dem Anwesen von Josef Fischer in der Ludwigstraße, wie sich Josef Fischer sen. erinnert. Ein weiteres Flakgeschoß riss in der Goldacher Fischzucht einen Damm auf. Viele tote, kleine Fische trieben im Teich. Erst am Sonntag seien dann die Einwohner gekommen und haben sich den Schaden angesehen.

Mein besonderer Dank gilt allen Zeitzeugen, die mir über den Bombenabwürfe ihre Eindrücke berichteten. Ganz besonders danke ich Herrn Kröckel von der Luftbilddatenbank, der mich durch seinen Anruf im letzten August auf diese Idee gebracht hat und der Veröffentlichung des Luftbildes zustimmte.

 

recherchiert von Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos, im Januar 2007

 

Quellen:

  • 150 Jahrchronik Gemeinde Hallbergmoos Seite 172
  • Luftbilddatenbank Ingbüro Dr. Carls
  • Sterbebild zur Verfügung gestellt von Rosi Hiller, hinzugefügt im Februar 2014

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