Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Wirtschaftsgebäude vom Schlossgut Erching

Das Foto zeigt ein Wirtschaftsgebäude vom Schlossgut Erching, in dem sich ursprünglich Wohnungen der Saisonarbeiter mit einer Küche für diese befanden, errichtet vom Urgroßvater des jetzigen Besitzers, Josef Selmayr.

Skizze der Raumaufteilung im Wirtschaftsgebäude

Nach dem 2. Weltkrieg befand sich darin vorne links eine Metzgerei, dahinter ein Kühlhaus, ein Treppenhaus, Toiletten sowie ein Kramerladen und danach das Klassenzimmer der Zwergschule von 1948 bis 1960. Auf der rechten Seite war zunächst die Wirtschaft mit anschließender Küche, gefolgt von einem Schlachthaus mit Auffahrt zur Anlieferung des Schlachtviehs, danach ein Waschhaus und am Hausende ein Lagerraum für Bücher und Landkarten der Zwergschule, wie sich Walter Dirscherl, Schüler von 1950 bis 1958 erinnert. Rechts von der Wirtschaft in einem Abstand von ca 10 Metern befand sich ein eingezäunter Biergarten unter schattigen Kastanien. Im Westen wurde der Biergarten durch ein sogenanntes Salettl – ein offenes Gartenhaus – begrenzt. In diesem Salettl spielten Kapellen zum Tanz auf und auf dem anschließenden Tanzboden wurde auch fleißig getanzt. Diese Aufteilung ist in der nachfolgenden nicht maßstabsgerechten Skizze festgehalten.

Hinweisschild am ehemaligen Wirtschaftsgebäude

Heute dient das Gebäude nur noch Wohnzwecken. Von dem einstmaligen Zweck zeugt nur noch das untere Hinweisschild.

Die Zwergschule Erching befand sich mit dem einzigen Klassenzimmer hinter den letzten beiden Fenstern auf der linken Seite ganz hinten. Als Heizung diente ein Ofen, der morgens durch eine Frau angeheizt wurde und während der Unterrichte von den Schülern beheizt werden musste. Die Toilette, getrennt nach Buben und Mädchen befand sich hinter dem Gebäude rechts im Freien in einem Häuschen als „Plumpsklo“. Der Unterricht war unterteilt in die Jahrgangsstufen 1 bis 4 sowie 5 bis 8 und wurde anfänglich von Lehrer Köhler erteilt. Zu Beginn 1948 waren es 74 Schüler. Auf dem Foto, vermutlich das Schuljahr 1948/49 sind 63 Kinder mit Lehrer Köhler abgebildet. In der obersten Reihe zweiter von rechts Josef Selmayr, der bis zu seinem Wechsel auf die Oberrealschule Freising die Volksschule Erching besuchte und von dem das Klassenfoto stammt.

Walter DirscherlErching 1. Klasse 1950/51Erching Klassenfoto

Auf dem linken Foto ist Walter Dirscherl zu sehen, von dem die Fotos stammen sowie etliche weitere Erinnerungen. Walter ist auf dem mittleren Foto ganz rechts und auf dem rechten Foto in der obersten Reihe ganz links zu sehen. Ebenfalls auf dem rechten Foto ist in der ersten Reihe von rechts Albrecht Selmayr als erster Junge zu sehen.

Interessant auch die damaligen Schulfächer, entnommen den Zeugnissen von Walter Dirscherl.
1. Jahrgangsstufe: Religionslehre, Deutsche Sprache, Schrift, Heimat- und Erdkunde sowie Rechnen und Raumlehre.
Ab der 2. Jahrgangsstufe kamen noch hinzu: Singen, Zeichnen und Werken.
Ab der 5. Jahrgangsstufe kamen noch hinzu: GeschichteSozialkunde und Naturkunde.
Dazu gab es Versäumnisse schuldhaft und schuldlos. Fleiß und Betragen wurden ebenfalls bewertet.

Als Beleg dafür mein Zeugnis aus der 1. Klasse der evangelischen Volksschule Freising, wo bereits für das 2. Halbjahr der ersten Klasse fünf Noten vergeben worden waren. Der Begriff der Raumlehre taucht auf meinen Zeugnissen erst in den späteren Jahren auf.

Zeugnis Karl-Heinz Zenker

Turnen und Sport fand als Völkerball, Fußball oder Volleyball statt, wozu ein Seil zwischen zwei Stangen gespannt wurde. Ansonsten spielte man Räuber und Gendarm. Zum Baden ging man zu einer südlich gelegenen Schleuse oder an die Isar. In der Pause wurde zwischen den Jungens gerauft, es musste der Stärkere festgestellt werden.

Im Klassenzimmer befand sich eine Tafel, die umgedreht werden musste und hinter der die Zahnuntersuchungen stattfanden. Man saß auf Bänken der alten Hallbergmooser Schule. An den obligatorischen Tafeldienst erinnern sich alle älteren Schüler. Die Tatzensteckerl, die öfter abbrachen, mussten die Schüler als Haselnusssteckerl abschneiden. Zum Religionsunterricht kam Pfarrer Forster aus Hallbergmoos per Fahrrad angefahren. Zur Ausrüstung des Erstklässlers gehörte der Schulranzen mit Schiefertafel, Griffel, Schwamm in der Dose und Putzlappen, der meistens aus dem Ranzen hing sowie der Setzkasten. Der Vorteil der Schiefertafel war, dass das Geschriebene von der Mutter schnell mit dem Schwamm ausgewischt werden konnte, um es dann noch einmal zu schreiben. Nach einem Gemeinderatsbeschluss vom 4. April 1960 wurde die Schule mit sofortiger Wirkung aufgelöst, da sich zu diesem Zeitpunkt nur noch 14 Schüler, davon drei Gastschülerin der Schule befanden. In der 150-Jahrchronik der Gemeinde aus dem Jahr 1980 ist die Schule auf Seite 160/161 kurz erwähnt.

 

Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos im April 2014

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