1. Vorgeschichte
Im Rahmen der Recherchen zur 150-Jahr-Chronik bin ich in unserem Gemeindearchiv in den Kassenbüchern des KSV auf ein Schulheft mit einem fein säuberlichen Eintrag gestoßen, der die Beteiligung der 36 Fahnenabordnungen am 80. Stiftungsjubiläum des KSV festhielt. Dabei auch der Männerverein Hallbergmoos und der Schützenverein Erching, beide Vereine waren mir bis dato nicht bekannt, sie existieren auch nicht mehr. Eine weitere Recherche im Stadtarchiv Freising förderte zutage, dass am Sonntag, den 28. Juni 1953 das 80. Stiftungsjubiläum stattgefunden hatte. Die entsprechenden Artikel aus dem Freisinger Tagblatt und der Freisinger Zeitung sind diesem Sammelblatt als Anlagen beigefügt.
2. Zur zeitgeschichtlichen Einordnung
Das Jahr 1953 war reich an politischen Ereignissen. Elisabeth II wurde am 2. Juni in London zur Königin von Großbritannien gekrönt. Am 17. Juni fand der Volksaufstand in der DDR statt, später wurde zum Gedenken an diese Erhebung der 17. Juni zum Tag der Deutschen Einheit, bis er nach der Wiedervereinigung am 3.10.1990 als Nationalfeiertag abgelöst worden ist. In Korea tobte seit 25. Juni 1950 der „Koraekrieg“. Am 27. Juli wurde er durch einen Waffenstillstand beendet. Zigtausende deutsche Soldaten befanden sich noch in russischer Kriegsgefangenschaft, bis sie Kanzler Konrad Adenauer mit seinem Besuch in Moskau im Sommer 1955 nach Hause holte. In der Bundesrepublik ging die erste Wahlperiode des Deutschen Bundestags mit Konrad Adenauer als Kanzler zu Ende.
3. Das 80. Stiftungsfest des KSV Hallbergmoos
Das bis dato unbekannte 80. Stiftungsfest war bisher in keiner Chronik festgehalten. Deshalb sollen die beiden Zeitungsartikel für den Verlauf stehen. Erwähnenswert erscheinen mir einige Randbemerkungen. Laut Volkszählung vom 13. September 1950 zählte Hallbergmoos 1837 Einwohner, Goldach 755 Einwohner. Die Verkehrsverbindungen und Motorisierung waren eher dürftig und mit heute nicht zu vergleichen. Die 48 Stundenwoche war die Regelarbeitszeit, arbeitsfrei nur der Sonntag. Diese wesentlichen Rahmenbedingungen erklären die 2000 Besucher des 80. Stiftungsfestes, zumal der II. Weltkrieg mit seinen Entbehrungen noch nicht so lange zurücklag.
Vielleicht finden sich noch Zeitzeugen des Stiftungsfestes. Gesucht sind auch noch Fotos und vielleicht gibt es noch bei einem Mitglied des Heimat-und Traditionsvereins eine im Verborgenen schlummernde Festschrift.
2000 Festgäste feierten mit dem Krieger- und Heimkehrerverein
Ueber 40 Vereine nahmen teil
Der Krieger- und Heimkehrerverein Hallbergmooos, feierte am Sonntag in großem Rahmen sein 80jähriges Stiftungsfest. Fast das ganze Dorf prangte im Blumenschmuck, Verein auf Verein wurde mit schneidigen Marschmelodien zum Festlokal geleitet. Ueber 40 Vereine waren es schließlich, die sich in den Kirchenzug einordneten und dann zum Schulhof abmarschierten. Am improvisierten Altar zelebrierte H.H. Pfarrer Forster die Festmesse. In seiner Festpredigt beschwor Pfarrer Forster noch einmal das Bild der vergangenen großen Kriege herauf und erinnerte die Krieger und Veteranen an die harten Tage an der Front, in denen sie nichts sehnlicher wünschten, als die teure Heimat wieder zu sehen, was freilich vielen nicht mehr vergönnt sein sollte. Das Jubelfest des Vereins solle auch ein Dankopfer für den Herrgott sein, der durch sein Fügung die glückliche Heimkehr ermöglicht hatte. Tief wurzeln möge auch eine dreifache Verbundenheit, die Verbundenheit hin zu Gott, dem Lenker aller Dinge, die Verbundenheit mit den Kameraden, die heute noch an unserer Seite durchs Leben gingen und die Verbundenheit mit all denjenigen, denen es nicht mehr vergönnt war, wieder in die Heimat zurückzukehren. Nach dem Freigottesdienst bewegte sich der Zug zum altem Kriegerdenkmal. Dort ergriff Bürgermeister Z e i l h o f e r das Wort. Der gefallenen Kameraden zu gedenken und gegen die Zurückhaltung noch so vieler Kriegsgefangener zu protestieren, stellte er als die heiligste Pflicht der Stunden hin. Dann legte der ehemalige Vorstand des Veteranenvereines und jetzige Ehrenvorstand des Krieger- und Heimkehrervereins zu Ehren der tapferen Helden eine Kranz nieder, während sich zu den Klängen des Liedes vom guten Kameraden tief die Fahnen senkten.
Dem Rückmarsch zum Festlokal schloß sich ein Konzert der Blaskapelle und der gemeinsame Mittagstisch der Vereine an. Kurz vor 2 Uhr formierten sich die Vereine wieder zum Festzug durch die Ortschaft. Voran die Kapelle, hinter ihr mit ihrem farbenbunten prächtigen Fahnen die Unzahl der Vereine nebst den kleine Taferlbuben und am Schluß ein riesiger Schwanz von interessierten „Mitläufern", so bewegte sich der Zug durch die von Zuschauern dicht gesäumte Hauptstraße bis zum Lagerhaus und kehrte dann wieder zu Festlokal zurück.
Lehrer B a u e r, der Leiter der hiesigen Volksschule, gab in seiner Festansprache einen kurzen Ueberblick über den Werdegang des Vereines. Als besonderes Verdienst des damaligen Verteranenvereins hob er die Errichtung des alten Kriegerdenkmals im Jahre 1923 hervor. Zum Schlüsse versäumte er es nicht, auch all der Förderer des Vereins zu gedenken, die mit großherzigen Spenden dem Verein im Laufe seiner langen Geschichte über so manche Schwierigkeiten hinweggeholfen haben.
Es folgte die Verleihung von Festbändern an die teilnehmenden Vereine. Der offizielle Teil des Festes war damit beendet.
Festtag der Verbundenheit in Hallbergmoos
Krieger- und Heimkehrerverein feierte 80. Stiftungsfest
Hallbergmoos. Zweitausend Gäste aus Nah und Fern und über 40 Vereine waren gekommen, um mit dem Krieger- und Heimkehrerverein das 80. Stiftungsfest zu feiern. Das Dorf prangte im Blumenschmuck, Girlanden und grüne Reiser grüßten von den Fassaden der Häuser, weißblaue und schwarz-rot-goldene Fahnen wehten und prächtige Triumphbögen riefen ihren Willkommgruß den Festgästen schon von weitem entgegen. Verein um Verein wurde mit schneidigen Marschmelodien der Festkapelle Rampf zum Versammlungslokal geleitet und als sich der Kirchenzug ordnete, waren es 40 Vereine, die mit der Bevölkerung von Hallbergmoos zum Schulhof marschierten, wo H.H. Pfarrer F o r s t e r auf einem Feldaltar die Festmesse zelebrierte. Vor dem feierlichen Gottesdienst hatte die Festjungfrau Zenzi Singer einem wirkungsvollen Prolog gesprochen und H.H. Pfarrer Forster beschwor dann in seiner Festpredigt noch einmal die Leiden und Nöte der vergangenen großen Kriege herauf; er mahnte, daß das Jubelfest des Vereins auch ein Dankopfer an den Herrgott sein solle für die glückliche Heimkehr all derer, die sich nun um den Altar versammelten; aber es möge auch ein Fest der Verbundenheit sein, der Verbundenheit mit Gott, mit den Kameraden, die noch leben und mit all jenen, denen es nicht mehr vergönnt war, wieder in die Heimat zurückzukehren.
Diese innige Verbundenheit mit den Toten kam in einer erschütternden Feier am Kriegerdenkmal zu Ausdruck, wo die Festjungfrauen Anna Fischer und Zenzi Singer ergreifenden Gedensprüche vortrugen und Bürgermeister Z e i l h o f e r der gefallenen Kameraden gedachte; die heilige Pflicht der Stunde sei aber auch nicht nur deren zu gedenken, die ihr Leben lassen mußten, sondern auch gegen die Zurückhaltung noch so vieler Kriegsgefangener bei aller Welt zu protestieren. Dann legte der ehemalige Vorstand des Veteranenvereines und jetziger Ehrenvorstand des Krieger- und Heimkehrervereins einen Kranz nieder, während unter den Klängen des Liedes vom Guten Kameraden sich die Fahnen senkten.
Am Nachmittag strömten die Festgäste in dichten Scharen auf den Festplatz, als sich die Vereine wieder zum Festzug formierten und mit ihren farbenbunten, prächtigen Fahnen durch die neue Hauptstraße marschierten. Als sich die Teilnehmer wieder im Festsaal versammelt hatten, hielt der Leiter der Volksschule, Lehrer B a u e r, die Festansprache, der er einen kurzen Überblick über den Werdegang des Vereins gab als besonderes Verdienst des damaligen Veteranenvereines die Errichtungen des Kriegerdenkmals würdigte und allen Förderern des Vereins dankte. Hierauf wurden die Festbänder an die teilnehmenden Vereine verteilt und die Festjungfrauen Anna Fischer, Zenzi Singer, Zenzi Niedermair, Ottilie Schmalhofer und Maria Hölzl, die im Namen des Goldacher Patenvereins auftrat, sagten währen der Verteilung sinnige Sprüche. Nach Beendigung der Feier entwickelte sich auf dem Festplatz um Bierzelt, Freitanzfläche und Buden ein richtiges Volksfest, von dem man in Hallbergmoos noch lange in froher Erinnerung sprechen wird.
Bad Tölz, 28. Februar 2023
Karl-Heinz Zenker