Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Die kühle Lagerung von Lebensmitteln stellt heutzutage angesichts großer Kühlhäuser kein Problem dar. Im letzten Jahrhundert nutzte man dazu neben Eiskellern, natürliche und künstliche Gewölbe. Deshab entstanden Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts Erdkeller zur Kartoffellagerung. Davor lagerte man Kartoffeln und Rüben auf dem Feld in Mieten*. Mieten waren Gruben (10-20 cm tief, 1,20 m - 1,50 m breit und mit einer Schütthöhe von ca. 70-90 cm) in die die Feldfrüchte geschttet wurden, um anschließend mit Stroh und Erdreich zugedeckt zu werden. Dieses Verfahren war sehr arbeitsintensiv, sowohl beim Ein- als auch Auslagern.

Deshalb bauten zwei Kartoffelbauern in der Mathildenstraße sogenannte Erdkeller. Dazu wurden in ca. ein Meter Tiefe Betonfundamente errichtet, über denen dann ein mit großen Ziegelsteinen gemauertes, bogenförmiges Gewölbe entstand.

Das Foto zeigt die Konstruktion von außen anlässlich einer Instandsetzung der Teerabdeckung im Herbst 2007. Die Maße dieses Erdkellers liegen bei ca. 10,90 m Breite, ca  19,70 m Länge und einer maximalen Innenhöhe von  2,80 m. An beiden Stirnseiten wurden schwere, isolierte Tore eingebaut, durch die man über eine Schrägabfahrt in den Keller einfahren kann. In der Mitte des Gewölbes befinden sich fünf Lüftungsschlitze. Die Steine wurden mittels einer Stützkonstruktion gemauert und die gesamte Außenoberfläche geteert. Darauf kam ca. 40 cm Erdreich. Dabei machte man sich die Naturgesetze zu eigen, wo kalte Luft nach unten sackt – vergleiche den Kältegraben im Iglu. Diese Bauweise ermöglicht im Sommer kühle Temperaturen und gewährt im Winter Frostschutz, ideale Lagerbedingungen für Kartoffeln. Von den ursprünglich drei Erdkellern (Fischer, Fritz und Niedermair) stehen heute nur noch die beiden in der Mathildenstraße und werden noch genutzt für Gemüselagerung durch den Biolandbauern Peter Zenker sowie für Lagerzwecke durch den Kartoffelvermehrer Josef Niedermair.

Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass der Erdkeller von Michael Fritz durch einseitiges Auftragen des Erdreiches eingestürzte. Gleichmäßiges Auftragen des Erdreiches auf beiden Seiten hätte den Einsturz verhindert. Glück im Unglück war, dass kurz vor dem Einsturz die Ehefrau mit Tochter aus dem Keller kam und so dem Verschüttwerden entging.

 

Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos Oktober 2007

 

* Mieten: altertümliches Wort für die vorübergehende Aufbewahrung von Feldfrüchten im Freien.

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