Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

An der heutige Stelle des Hallbergmooser Kriegerdenkmals befindet sich eine Informationstafel als Teil des Geschichtsweg „Spuren unserer Vergangenheit“.

Vorwort

Angesichts von Terror und Gewalt in Europa, dem fürchterlichen Bürgerkrieg in Syrien und dem tausendfachen Sterben auf dem Mittelmeer widme ich dieses Jubiläumssammelblatt dem Kriegerdenkmal Hallbergmoos, das an die Gefallenen dreier Kriege erinnert. Gleichzeitig soll damit aller Toten von Kriegen und Gewalt gedacht werden, wie es sich unser Verein zur Aufgabe gemacht hat.

Entstehungsgeschichte

Vor 110 Jahren errichtete der damalige Krieger- und Veteranenverein Hallbergmoos ein Kriegerdenkmal für die beiden im Krieg 1870/71 gefallenen Söhne der Gemeinde Hallbergmoos Johann Daschinger und Josef Reismüller. Reismüller fand sich dazu ohne Vorname in den alphabetischen Gefallenenlisten des Krieges 1870/71 des Kriegsarchivs. Zu Daschinger fand sich ebenfalls ein Eintrag mit Todesdatum 16. Okt 1870, gefallen in Antony. Als Gemeinde war Gündersdorf/Landkreis Pfaffenhofen angegeben.

 

Die Kosten des Denkmals lagen damals bei 945,42 Reichsmark. Eine Oktoberfestmaß kostete damals 32 Pfennige, die halbe Bier 12 Pfennige. Das Foto zeigt das ursprüngliche Denkmal, auf dem neben den beiden Gefallenen noch die nach dem Krieg verstorbenen Kriegsteilnehmer eingetragen sind, wobei sich Namen auf allen vier Seiten des Denkmalsockels befinden. Von den 24 eingravierten verstorbenen Kriegern von 1870/71 fanden sich mit Georg Breiter, Josef Gilch, Georg Hartl und Maurer Paul vier in den Sterbebüchern der Gemeinde Notzing und mit Bartholomäus Schober und Franz Tretter zwei in den Sterbebüchern der Gemeinde Hallbergmoos.

Die feierliche Weihe und Enthüllung des Denkmals erfolgte am Sonntag den 7. Juli 1907, wie das Freisinger Tagblatt in einem Artikel vom 13. Juli  1907  berichtete.  Nach einer Festmesse, gehalten vom Hochwürdigen Herrn  Pfarrer  und  Königlichen  Distriktschulinspektor  Haslauer  aus  Wartenberg,  einem  geborenen Hallberger,  folgte  nach  dem  Zug  zum  verhüllten  Kriegerdenkmal  eine  tief empfundene  Weiherede  durch Inspektor Haslauer. Die feierliche Einsegnung nahm Pfarrer Michael Lengauer aus Hallbergmoos vor, gefolgt von einem Musikstück der Jägerkapelle aus Freising. Die  Festrede hielt Lehrer Lindermaier. Als Patenverein fungierte  der  Krieger-  und  Kampfgenossenverein  Freising.  Soweit  auszugsweise  der  Bericht  aus  dem Freisinger Tagblatt, das als Veranstalter vom Veteranen-  und Kriegerverein Hallbergmoos=Goldach spricht. Das erklärt auch das Sammlungsergebnis von 1907 für das Denkmal, festgehalten in der Festschrift zum 90-jährigen  Gründungsfest  des  Krieger-  und  Veteranenvereins  Hallbergmoos  zum  10./11.  Juli  1965.  Danach gingen  in  Reichsmark  ein:  Hallbergmoos  174,60,  Goldach  208,50,  Moosschwaige  85,60,  Erching-Brandau 36,50, Sedlmeier Erching 50.-, Pfarrer Haslauer 50.-, Festzeichen 130,70 und Ball 71,50.

Von  den  zwölf  laut  150  Jahrchronik  von  Hauptlehrer  Feike  gefallenen  Soldaten  des  Krieges  1870/71  aus Goldach sind mit Josef und Michael Gilch, Anton Morasch, Andreas Wagner, Georg Breiter und Paul Maurer sechs  unter  den  Verstorbenen  eingraviert.  Alle  angeblich  zwölf  Gefallenen  fanden  sich  nicht  in  den Gefallenenlisten des Krieges 1870/71 des Kriegsarchivs nach einer Recherche vom 10. Mai dieses Jahres.

Diese  gesamten  Indizien  sprechen  dafür,  dass  es  bis  1921  mit  der  Gründung  des  Kriegervereins  Goldach einen gemeinsamen Verein für Hallbergmoos und Goldach gegeben hat. Schließlich gehört Goldach auch heute noch zur Pfarrei Hallbergmoos – vergleiche Sammelblatt Nr. 28 über Expositus Pflüger von Goldach.

Im Jahr 1923 wurde das Kriegerdenkmal um drei Sockelteile ergänzt, in denen die Namen der im 1. Weltkrieg  Gefallenen  eingraviert  wurden.  Interessant,  dass  Leutnant  Selmayr  über  allen  steht  –  sicher  dem Zeitgeist geschuldet, der bei Soldaten eine Unterscheidung zwischen Offizieren sowie Unteroffizieren und Mannschaften  traf. Die Weihe des ergänzten Kriegerdenkmals  erfolgte  am  10.  Juni  1923.  Die  nachstehenden Fotos zeigen die Aufstellung  und Weihe  des Denkmals beim ehemaligen Gemeindehaus an der Theresienstraße  28, wo es bis 1965 seinen Platz beibehalten sollte.  Zur Weihe des erweiterten Denkmals erschien im Freisinger Tagblatt vom 13. Juni 1923 ein Bericht.

 

1965 erfolgte nach Neubau des Rathauses vor dem Autohaus Mikesch die Umsetzung des Kriegerdenkmals von seinem bisherigen Platz an den neuen Standort gegenüber dem Hallbergmooser Friedhof, an dem es noch heute steht. Dazu wurde es um die beiden Stelen für die im 2. Weltkrieg gefallenen und vermissten Soldaten  ergänzt.  Zuvor  war  bereits  1950  durch  die  Pfarrgemeinde  Hallbergmoos  auf  dem  Friedhof  ein Denkmal  für  gefallene  und  vermisste  Soldaten  des  2.  Weltkriegs  errichtet  worden.  Bei  der  Festrede  zur Weihe des neuen Denkmals am 10. Juni 1965  sprach Benno Riedmaier, der Vorsitzende des Krieger-  und Heimkehrervereins bereits  davon, dass man in der Zeit der Kriegsdienstverweigerung vor allem nach dem Sinn  eines  solchen  Vereins  fragen  müsse.  Dazu  ist  anzumerken,  dass  es  1965  die  Zahl  von  3437  Kriegsdienstverweigerern gab und diese Zahl im Jahr 2002 mit 189.644 ihren Höhepunkt erreichte.

Am  26.  Februar  1976  beschloss  der  Gemeinderat  auf  Antrag  des  Kriegervereins,  vermisste  und  für  tot erklärte Soldaten des 2. Weltkriegs auf dem Kriegerdenkmal einzugravieren.

Am 31. August 1987 beschloss der Gemeinderat Erneuerungsarbeiten durch die Firma Widmann in Höhe von  DM  11.115.-.  Gleichzeitig  wurde  mit  dem  Krieger-  und  Soldatenverein  eine  Vereinbarung  über Instandsetzung und Pflege des Denkmals beschlossen, die besagt, dass Renovierungskosten zu Lasten der Gemeinde gehen und die Pflegearbeiten der Verein übernimmt. Zu Weihnachten wird  seither  auf Kosten der  Gemeinde  ein  Christbaum  beim  Kriegerdenkmal  aufgestellt.  Diese  Pflegvereinbarung  wurde  am  2. November 1993 wiederholt, da dem Kriegerverein ein anderer Abstellraum zur Verfügung gestellt wurde.

Im  Frühjahr  2001  erfolgte  eine  Sanierung  von  Sockel,  Fugen  und  insbesondere  der  Vergoldungen  der eingravierten Schriften zum Preis von damals noch DM 13.103,36.

2014 wurden insgesamt zwei Gefallene des 1. und fünf des 2. Weltkrieges nachträglich eingraviert, da ich bei meinen Recherchen zu den beiden Weltkriegen diese sieben Gefallenen im Sterbebuch der Gemeinde Hallbergmoos  gefunden hatte. Fünf Gefallene stammten aus Birkeneck und Erching. Bei  dieser Gelegenheit wurde auch die Vergoldung des Denkmals durch Roswitha Prehm ausgebessert.

Das Denkmal steht zwischenzeitlich mit der Nummer D-1-78-130-8 unter Denkmalschutz.

Unterlagen zu gefallenen Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs

Fotos der gefallenen und vermissten Soldaten finden sich auf den Tafeln der  Kriegervereine  Hallbergmoos und Goldach. Des Weiteren finden sich viele Namen  der Gefallenen  in den Sterbebüchern der Gemeinden Hallbergmoos und Notzing für den Ortsteil Goldach. Vom 1. Weltkrieg existiert eine Chronik für die Kriegsteilnehmer aus der Gemeinde Hallbergmoos sowie ein Bild, aufgehängt im Foyer des Rathauses, auf dem die  Teilnehmer  und  Gefallenen  handschriftlich  eingetragen  sind.  Für  den  1.  Weltkrieg  sind  in  eigenen Einlegeblättern  des  Sterbematrikelbuchs  der Pfarrei Sterbebilder  von  Gefallenen  enthalten  (vgl.  Sammelblatt Nr. 30).  Vom  2. Weltkrieg  gibt  es  darüber  hinaus  bei  mir  eine  umfangreiche  Sammlung  von Sterbebildern, ebenso eine Exceltabelle mit den Namen  der Kriegsteilnehmer  sowie den  Fundstellen.  Alle Unterlagen können bei mir eingesehen werden.

Pflege des Kriegerdenkmals

Mit einer Vereinbarung zwischen der Gemeinde Hallbergmoos und dem Krieger-  und Soldatenverein  vom 31.  August  1987  ist  festgehalten,  dass  die  Pflege  des  Denkmals  durch  den  Verein  erfolgt. Kosten für Renovierungen  werden  durch  die  Gemeinde  getragen.  Die  Pflege  des  Denkmals  hat  satzungsgemäß  der Heimat- und Traditionsverein ab 3. Mai 2013 übernommen.

Dazu erfolgt einmal jährlich ein Heckenschnitt sowie ggf.  eine Säuberung des Pflasters mit dem Hochdruckreiniger, wie 2015, in dem auch die Verfugungen erneuert  wurden.  Die nachstehenden Fotos zeigen den Heckenschnitt und die Säuberung mittels des Hochdruckreinigers.

 

Gedenkfeiern am Kriegerdenkmal

Alljährlich am Volkstrauertag findet die Totenehrung in Anwesenheit der Fahnenabordnungen der Gemeinde statt. Bis 2013 fand zusätzlich am 2. Sonntag im März der Kriegerjahrtag, veranstaltet durch den Krieger- und Soldatenverein statt. Da die neue Satzung des Heimat- und Traditionsvereins das Gedenken aller Toten von Kriegen und Gewalt vorsieht, wurde auf den eigenständigen Kriegerjahrtag verzichtet, da
am Volkstrauertag aller Kriegstoten gedacht wird – auch der Frauen und Kinder, die millionenfach im 2. Weltkrieg den Tod fanden.

Zusammenfassung

Das am 7. Juli 1907 erstmals geweihte Kriegerdenkmal wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für die Pfarrgemeinde Hallbergmoos, wozu auch Goldach und Brandau gehörten, aufgestellt. Dies belegen, dass

  • der Artikel im Freisinger Tagblatt vom 13. Juli 1907, vom Veteranen- und Kriegerverein Hallbergmoos-Goldach spricht
  • das Sammlungsergebnis für das Kriegerdenkmal in Goldach RM 208,50 und in Erching-Brandau RM 36,50 erbrachte
  • die Tatsache, dass mit Georg Breiter, Josef Gilch, Georg Hartl und Paul Maurer vier in Goldach Verstorbene ebenso wie mit Franz Tretter ein in der Brandau, Gebäude Nr. 1068 Verstorbener unter den gestorbenen Kriegern eingraviert sind.
  • zudem sind von zwölf laut 150 Jahrchronik von Hauptlehrer Feike gefallenen Soldaten des Krieges 1870/71 aus Goldach mit Josef und Michael Gilch, Anton Morasch, Andreas Wagner, Georg Breiter und Paul Maurer sechs unter den Verstorbenen eingraviert.
  • weiterhin gehörten Goldach und die Brandau bereits immer zur Pfarrei Hallbergmoos.

Der Krieger- und Veteranenverein Goldach gründete sich im Jahr 1921. Die Fahnenweihe fand 1922 statt.

Da sechs von zwölf laut der 150- Jahrchronik von Hauptlehrer Feike Seite 184 1870/71 gefallenen Kriegern auf dem Kriegerdenkmal unter verstorbene Krieger aufgeführt sind, müssen diese zwölf Gefallenen angezweifelt werden. In den Gefallenenlisten des Hauptstaatsarchivs fanden sich die zwölf Gefallenen nicht. Anzumerken ist, dass es im gesamten Krieg 1870/71 ungefähr 41.000 Gefallene, Vermisste und infolge ihrer Verwundung verstorbene Soldaten gab, darunter ca. 5.000 bayerische Soldaten. Der Ortsteil Goldach der Gemeinde Notzing hatte nach einer Volkszählung vom 1. Dezember 1871 186 Einwohner, die Gemeinde Hallbergmoos 520 Einwohner (Ortschaftenverzeichnis des Königreichs Bayern). Aus diesen Gründen ist es unwahrscheinlich, dass aus Goldach im Krieg 1870/71 zwölf Gefallene zu beklagen waren, eher ist es wahrscheinlich, dass es sich dabei um die Zahl der Kriegsteilnehmer gehandelt hat.

Die Unterlagen im Gemeindearchiv reichen nur bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts, sodass zu den beiden Gefallenen des Krieges 1870/71 keine weiteren Angaben gemacht werden können.

Danksagung

Mein Dank gilt dem Stadtarchiv Freising für die Einsichtnahme in die Zeitungsberichte des Freisinger Tagblatts, dem Standesamt Hallbergmoos für den Einblick in die Sterbebücher der Gemeinde Notzing und Hallbergmoos sowie dem bayerischen Hauptstaatsarchiv für den Einblick in die Gefallenenlisten des Krieges von 1870/71.

 

Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos, 28. Mai 2017

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