Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

An der Stelle des Alten Wirts Hallbergmoos befindet sich eine Informationstafel als Teil des Geschichtsweg „Spuren unserer Vergangenheit“.

Ausgangssituation

Das denkmalgeschützte Gasthaus erstrahlt seit Kurzem in altem Glanz. Durch den Abriss des alten Pfarrhofs (vergleiche Sammelblatt Nr. 57 vom 29.12.2017) ist es das älteste Gebäude von Hallbergmoos und von Anfang an in Stein gemauert, entgegen den Darstellungen des Investors GBI. Dazu verlautete im Hallberger Nr. 5 vom 7. März 2018: „Das historische Gasthaus öffnete etwa 1830 als 'Alter Wirt – Otto von Wittelsbach.' Der zunächst entstandene Holzbau ist 1846/47 durch einen massiven Ziegelbau ersetzt worden.“ Grundlage dazu waren Jahresringuntersuchungen. Weitere Belege für eine zunächst in Holzbauweise erfolgte Bauausführung des Alten Wirts wurden nicht präsentiert. Ebenso gab es für den Bau in Massivbauweise 1846/47 keine Quellenangaben.

Die erste Erwähnung des Gasthauses erfolgte im Freysinger Wochenblatt Nr. 9 vom Sonntag den 28. Februar 1830, wo Johann Nep. Asam, Wirth zu
Hallberg=Moos bekannt gab: „Der Unterzeichnete hat die Ehre einem verehrlichen Publikum anzuzeigen, daß er das neue Wirtshaus in der k. Kolonie zu Hallbergmoos bey Freysing bezogen hat. Man kann bey ihm nach jedem beliebigen Preis speisen, Weine und sonstige Erfrischungen haben. Indem er sich möglichst befleissen wird, seine Gäste zu befriedigen, hofft er auf zahlreichen Zuspruch“. Dies war der erste Hinweis auf das neue Wirtshaus, dem Weitere folgen sollten. Die eigentliche Namensgebung mit der offiziellen Bezeichnung Gasthaus Otto von Wittelsbach z alten Wirt erfolgte am 15. Oktober 1830, wie auf einer Blechtafel, die im Zuge der Baumaßnahmen verschwunden ist, zu lesen war. Mit der Renovierung wurde der Schriftzug originalgetreu über der Eingangstür aufgemalt.

Quellenhinweise für einen Massivbau des Gasthauses Otto v.Wittelsbach z. alten Wirt

Die Quellenangaben entstammen ausnahmslos dem Buch von Wolter von Egan-Krieger „Zwischen Weitsicht und Widersinn. Theodor Freiherr von Hallberg-Broich. Eine Lebensbeschreibung.“ Verlag Books on Demand. ISBN 978-3-8334-9826-8 sowie dem dazu erstellten Quellenordner des Autors, den mir Herr Wolter von Egan-Krieger freundlicherweise überlassen hat. Dazu wird das Freysinger Wochenblatt in den folgenden Punkten zitiert.

  1. Schreiben von Freiherr von Hallberg vom 17. Juni 1828 (StA RA 20956/1): „eine Menge Menschen sind beschäftigt, alles arbeitet; zwanzig Fuhren aus Freising bringen Steine, Holz, Kistler, Maurer… Ein Haus ist schon fertig und wird einem netten kleinen Schlößchen gleichen … ein zweites ist in Arbeit, der
    Zimmermann mit dem Dach beinahe schon fertig und in drey Wochen hoffe ich, sollen die Maurer fertig sein..“
  2. Freysinger Wochenblatt vom 26. Juni 1829: „..und da sich noch niemand gefunden, die Wirtschaft zu pachten..“
  3. Freysinger Wochenblatt Nr. 3 vom 17. Januar 1830: „Seine Majestät der König haben dem Unterzeichneten die nöthigen Gelder zuzustellen befohlen, um in der Umgebung von Birkeneck ein Dorf zu erbauen, womit bald möglichst der Anfang gemacht wird, so daß Anfang May mehrere Häuser bezogen werden können. Diese Häuser werden nach Vorschrift in Stein gut und solid erbaut …… Diejenigen, die ein solches Haus zu kaufen wünschen, können sich, versehen mit den nöthigen landgerichtlichen Zeugnissen, zu Birkeneck melden. Freyherr von Hallberg“
  4. In einem Schreiben der Kammer des Inneren vom 1. Februar 1830 (STAM, RA 20956/4): „Das Landgericht Freising bezweifelt zudem, daß ein solches Haus mit 5 Tagwerk Grund bey der Entlegenheit des Mooses und dem Mangel an Holz den Nahrungsstand eines Ansiedlers sichere ...“
  5. StA LRA 81934 vom 23. April 1830 (Protokoll Häuserbesichtigung): „Die neuerbauten 4 Häuser sind ganz gleichförmig gemauert und eingedeckt … Um auf das Dach zu kommen … muß man mit einer Leiter versehen sein, um von außen sie anzulehnen und hinaufsteigen zu können ...“
  6. StA LRA 20956/4 vom 14. July 1831 (Besichtigungsprotokoll): „Ein Oekonomiegebäude ... solid gemauert ... zeigte Freiherr von Hallberg das zur Pfarrerswohnung und Schulzimmer bestimmte einstöckige Gebäude vor ...“
  7. StA LRA 81934 vom 19. April 1832: „Eurer k. Regierung dürfte es vorbehalten sein, ... den Ansiedlern, 21 an der Zahl, welche sich durch die Herstellung von gemauerten Wohnungen ihrer Baarschaft ...“
  8. StA LRA 81934 vom 30. August 1832: „Diese Ansiedlung auf dem Hallbergmoose zählt zur Zeit 25 ansässige Familienhäupter, 22 Weiber, 66 Kinder, 4 Dienstbothen, in Summa 117 Seelen ... Man hat die sämtlichen Anwesen der Ansiedler in eine gutachterliche Schätzung gebracht und zum Resultat erhalten, daß die vorhandenen 24 Wohnhäuser, welche alle von Stein gemauert ...“
  9. StA LRA 81934 vom 16. Oktober 1833. „Daß in den ersten Jahren der Cultur, wo der trockengelegte Moosgrund erst gedüngt und bebaut werden muß, der Colinist mit Noth und Mangel zu kämpfen hat, rührt daher, weil sämtliche Colonisten ihre Baarschaft auf den Bau gemauerter Wohnungen verwenden mußten ...“

Abschließende Bewertung

Das Gasthaus eröffnete exakt im März 1830.
In allen Dokumenten aus dem Staatsarchiv aus den Jahren 1828 bis 1833 nach den Punkten a-i, ist nur von gemauerten Häusern die Rede.
Im Dokument gem. Punkt e ist dargelegt, dass man nur mit einer Leiter auf das Dach gelangen konnte. Daraus kann gefolgert werden, dass die ersten Häuser und damit das Gasthaus Otto v. Wittelsbach z. alten Wirt nur ebenerdig waren. Dies würde auch erklären, dass später eine Aufstockung erfolgte, was auch das Ergebnis der Jahresringuntersuchung erklärt.
Zum Baujahr 1846/47 wird das Freysinger Wochenblatt vom 24. Mai 1846 angeführt, wo der der Wirt Andreas Zweck, bekannt gibt, dass zu Pfingsten ein Hunderennen und Harmoniemusik stattfindet.

Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos, 31. März 2020

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