Vorwort:
Bisher feierte Hallbergmoos drei Mal (1930, 1980 und 2005) 1830 als Ortsgründungsdatum. Warum man 1930 auf das Jahr 1830 als Ortsgründungsdatum kam, dafür habe ich bisher keinen Beleg gefunden. Anders stellt sich der Sachverhalt 1980 dar, denn dazu steht in der 150 Jahrchronik von Hauptlehrer Feike auf Seite 97, dass Freiherr von Hallberg zwar bereits 1828 den Plan zur Anlage eines Dorfes fertiggestellt hatte, die ersten Siedler aber erst 1830 nach Hallbergmoos kamen, weshalb 1830 als Gründungsjahr anzusehen ist. Auf die „Namensgebungsurkunde vom 21. Mai 1828 findet sich kein Hinweis in der Chronik. In der Chronik zur 175 Jahrfeier findet sich ebenfalls kein diesbezüglicher Hinweis auf die Urkunde vom 21. Mai 1828.
Die entscheidende Wende brachte die Hallbergbiografie von Wolter von Egan-Krieger mit dem Titel „Gegen Widersinn und Weitsicht. Theodor Freiherr von Hallberg-Broich. Eine Lebensbeschreibung“, erschienen im Jahr 2007. Auf der Seite 110 beschreibt er die Urkunde vom 21. Mai 1828, in der König Ludwig I befahl, zu Ehren des Freiherrn von Hallberg das neu zu gründende Dorf Hallbergmoos zu benennen (Vgl. Sammelblatt Nr. 29 vom 21.11.2014). Bei der Überreichung dieser Urkunde am 21. Nov 2014 zusammen mit der Übertragung von der Sütterlin in die lateinische Schrift an Bürgermeister Reents stellte dieser daraufhin die Frage nach dem Ortsgründungsdatum. Diese Aussage veranlasste mich dazu, diesen Sachverhalt weiter zu recherchieren.
Fakten, die für 1828 als Ortsgründungsdatum sprechen
Zunächst legte ich die Urkunde vom 21. Mai 1828 Dr. Pledl vom Landesverein für Heimatkunde mit der Fragestellung nach der Ortsgründung vor. Dazu teilte mir Dr. Pledl folgenden Sachverhalt schriftlich mit: „Für mich besteht kein Zweifel, dass die Siedlung Hallbergmoos am 21. Mai 1828 gegründet wurde, als Ludwig I. dem Gesuch der Freiherren von Hallberg, eine Ansiedlung zu gründen, zustimmte. Dies ist ein klarer, eindeutiger Rechtsakt, der Fakten schuf. Alles andere ist die Folge dieser Rechtssetzung. Und deshalb ist es ja auch so: Als die ersten Siedler 1830 nach Hallbergmoos kamen, zogen sie ja nicht in ein Niemandsland, sondern in einen Ort, der bereits den Namen „Hallbergmoos“ trug. Also haben nicht sie 1830 durch ihre Ankunft den Ort gegründet, sondern 1828 der Freiherr von Hallberg mit Zustimmung des Königs“.
Dieser Stellungnahme schloss sich Dr. Jahn vom Haus der Bayerischen Geschichte voll inhaltlich an. Dr. Feiler, Kreisheimatpfleger, bestätigte nach Schilderung des Sachverhalts die Urkunde vom 21. Mai 1828 als Gründungsakt. Soweit die Stellungnahmen von drei Geschichtswissenschaftlern.
Weiterhin wird in der einschlägigen Literatur die erste Erwähnung als Gründungsdatum angenommen. Im Falle von Hallbergmoos ist die erste urkundliche Erwähnung gleichzeitig auch Namensgebung. In der Chronik von Pfarrer Schnell von 1851 (abgedruckt in der 150-Jahrchronik) finden sich zwei Hinweise:
So schreibt Pfarrer Schnell auf Seite 81, dass die Namensgebung 1829 auf allerhöchsten Entschluss erfolgte und auf Seite 87, dass „1828 als die Kolonie erst einige Monate alt war und kaum zwölf Individuen zählte.“ Mit dem Datum der Namensgebung von 1829 irrte Pfarrer Schnell, denn er bezog sich auf eine Urkunde vom 24. Juli 1829, mit der der König Ludwig I der Aufstellung eines Denkmals, beantragt vom Freiherrn von Hallberg, nicht zustimmte und wiederholte, dass das Dorf Hallbergmoos heißen solle (vgl. Sammelblatt Nr. 29).
Weiterhin schilderte von Egan-Krieger in seiner Hallbergbiografie auf den Seiten 111 ff den Hausbau in Hallbergmoos im Jahr 1828 mit Verlosung. Hausbau und Verlosung waren mit Urkunde vom 10. Juli 1828 genehmigt worden. Die Verlosung platzte und anschließend verkaufte Hallberg ein Haus mit Urkunde vom 15.Okt 1828. Die diesbezügliche Urkunde ist hier auch abgebildet. Die Veröffentlichung der Notariatsurkunde des Hausverkaufs erfolgt mit Genehmigung des bayerischen Staatsarchivs. Über die Verlosung berichtet ebenfalls das Freisinger Wochenblatt in der Ausgabe vom 10. August 1828.
Das letzte Indiz für die Ortsgründung im Jahr 1828 stellen die nachfolgend abgebildeten Medaillen von 1828 dar. Dabei besteht die linke Medaille aus Kupfer, die rechte Medaille aus Silber. Der Durchmesser beträgt 25 Millimeter. Die Medaille wird in der Hallbergbiografie von Egan- Krieger auf Seite 116 erwähnt und ist auch in der 175 Jahrchronik von Manfred Hillen auf Seite 49 abgebildet mit dem Text: „schon 1828 ließ Freiherr von
Hallberg diese Gedenkmünze prägen, als Ergebenheitsadresse der „Kolonie Hallberg“ an König Ludwig I.“.
Im Gegensatz zu von Egan-Krieger, der die Medaille als Ersatz für das nicht zustande gekommene Denkmal für König Ludwig anspricht, findet sich in der 175 Jahrchronik keine nähere Erläuterung für die Ausgabe der Medaille. Bei beiden Chronisten findet sich kein Hinweis darauf, dass die Medaille auch in Silber geprägt worden ist. Ebenso handelt es sich um eine Medaille und keine Münze, eine Münze ist Zahlungsmittel. Auf die silberne Medaille stieß u.a. Frau Oestereich bei ihren eigenen Recherchen zur Existenz der kupfernen Medaillen nach Veröffentlichung ihres Artikels über das Ortsgründungsdatum vom 2. November im Freisinger Tagblatt. Nach einem weiteren Artikel über die kupferne Medaille meldete sich ein Numismatiker bei mir, der im Besitz von je einer kupfernen und einer silbernen Medaille von 1828 ist, die er der Gemeinde Hallbergmoos zur Erhaltung für die Nachwelt am 16. November verkauft hat.
Zwischenzeitlich lassen sich mindestens acht dieser kupfernen Medaillen und drei silberne nachweisen, so wurden z.B. letzten Jahres von der Leipziger Münzhandlung je eine silberne und kupferne verkauft. Eine kupferne Medaille ist im Besitz eines Mitbürgers. Die Fotos der beiden Medaillen stammen von dem Freisinger Numismatiker Die Medaillen werden auch immer wieder sporadisch in Auktionen angeboten. Warum Medaillen in Silber geprägt wurden, hängt vermutlich damit zusammen, dass Freiherr von Hallberg König Ludwig I. und anderen Honoratioren keine Kupfermedaille schenken wollte.
Laut Aussage des Numismatikers ließ Hallberg die Medaillen für die ersten Siedler prägen – vergleiche dazu auch die Angaben von Pfarrer Schnell, der davon sprach, dass 1828 die Siedlung kaum zwölf Einwohner zählte.
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei dem Hallbergbiografen von Egan-Krieger bedanken, der in seinem bereits erwähnten Buch, erschienen 2007, durch umfangreiche und sorgfältige Recherchen zur Ortsgründung wesentliche neue Erkenntnisse zu Tage gefördert hat.
Dazu gehört vor allem die Namensgebungsurkunde vom 21. Mai 1828, die sich in der Akte zur Ortsgründung von Hallbergmoos im bayerischen Staatsarchiv mit dem Titel „die Anlegung eines Dorfes auf dem Freisinger Moose bey Pirkenek de anno 1826 bis 1829“ findet (vgl. Sammelblatt Nr. 29 vom 21. November 2014)
Dazu danke ich einem Mitbürger, der ungenannt bleiben möchte, sowie einem Freisinger Numismatiker, der der Gemeinde inzwischen die in seinem Besitz befindlichen Medaillen verkauft hat. Diese Personen meldeten sich bei mir nach der Berichterstattung im Freisinger Tagblatt. Weiterhin bedanke ich mich recht herzlich bei Frau Oestereich über ihre Berichterstattung und ihre eigenständigen Recherchen, bei denen sie auf die silberne Medaille gestoßen ist.
Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos, 21. November 2017