Heimat- und Traditionsverein Hallbergmoos

Wir führen Heimat, Tradition und Gegenwart zusammen

Angeregt durch das Buch von Wolter von Egan-Krieger „ Zwischen Weitsicht und Widersinn. Theodor Freiherr von Hallberg-Broich. Eine Lebensbeschreibung“, erschienen 2007 im Verlag Books on Demand werden mit diesem Sammelblatt zwei wichtige Urkunden aus der Akte“ Die Anlegung eines Dorfes auf dem Freisinger Moose bey Pirkenek de anno 1826 bis 1829“ (STAM, RA 20956/1) aus dem bayerischen Staatsarchiv zur Ortsgründung von Hallbergmoos erstmals veröffentlicht. Dabei gilt mein besonderer Dank Herrn Wolter von Egan-Krieger, der mich mit seinem Buch auf die Akte mit den Urkunden im bayerischen Staatsarchiv aufmerksam gemacht hat. In seinem Buch schildert er im Kapitel IV, Seite 105 bis 152, Pionier im Erdinger Moos, den Verlauf der Ortsgründung in bisher nicht dagewesener Ausführlichkeit an Hand unterschiedlicher Quellen, weshalb hier nur auf die Namensgebungsurkunde eingegangen wird, denn mit ihr wird erstmals der Name Hallbergmoos in einer amtlichen Urkunde erwähnt. Diese Ortsgründungsakte ist in den beiden Chroniken zur 150- und 175-Jahrfeier nicht erwähnt. Da dabei auch die Namensgebung Hallbergmoos erstmals urkundlich auftaucht, wurden nach Einsichtnahme in die Akte die bisher nicht veröffentlichten Urkunden vom Staatsarchiv auf CD kopiert und mit Schreiben vom 14. Mai 2014 unter Aktenzeichen 5051.6-1110/1 für die Veröffentlichung in heimatkundlichen Publikationen freigegeben. Diese Veröffentlichung erfolgt mit diesem Sammelblatt.

Anzumerken ist, dass es bereits damals den Dienstweg gegeben hat: vom Landgericht Freising über die königliche Regierung des Isarkreises zum Staats Ministerium des Inneren und schließlich zum König. Die Inhalte der Urkunden haben teilweise ihren Niederschlag in den Freisinger Wochenblättern gefunden, weshalb darauf eingegangen wird. Dabei bedanke ich mich beim Stadtarchiv Freising, das mir Einblick in die Zeitungssammlung Freisinger Wochenblätter von 1826 bis 1830 gewährt hat und die Genehmigung zur Veröffentlichung der Kopien erteilt hat. Des Weiteren bedanke ich mich bei Marianne Pointner, die mir bei der Entschlüsselung der Urkundentexte, die in Sütterlinschrift verfasst sind, mit Rat und Tat geholfen hat. Die Texte sind in dem damaligen, mitunter schwer verständlichen Beamtendeutsch verfasst, was sie mit heutigen Gesetzestexten gemeinsam haben. Auch Begriffe wie „unverweilt“ was in etwa unverzüglich bedeuten soll, sind gewöhnungsbedürftig. Wie viele Rechtschreibreformen hat es wohl seit 1828 gegeben?

Als weitere Quelle stand mir die 150 Jahrchronik von Hallbergmoos von Hauptlehrer Feike zur Verfügung, insbesondere die Kopie der Chronik der Colonie Hallbergmoos von Ortspfarrer Georg Schnell, verfasst im Jahr 1851 nach Versetzung aus der Kolonie. Dabei ist anzumerken, dass Pfarrer Schnell seinen Dienst erst am 26. November 1848 (Seite 13 seiner Chronik) angetreten hat, also die Anfänge von Hallbergmoos nur aus Erzählungen kannte.

Die nachfolgenden Angaben stützen sich im Wesentlichen auf das oben angeführte Buch sowie die Freisinger Wochenblätter. Sie sollen in Kurzform wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Namensgebung wiedergeben.

An den Anfang stelle ich den Erwerb von Schloss Birkeneck durch Freiherr von Hallberg-Broich im Jahr 1825. In diesem Jahr erwarb Freiherr von Hallberg gegen Ende des Jahres 635,71 Tagwerk Grund mit Schloss und Schwaig Birkeneck um 18.000 Gulden aus Bäumlerischen Relikt.

Zur Abrundung und zur Anlage einer Kolonie erwarb er noch 285,48 Tagwerk hinzu, die er im unteren Speckmoose von Freisinger Bürgern und bei der südlichen Schloßwaldung von der Gemeinde Oberding für insgesamt 2855 Gulden erwarb (H. Feike Seite 76 oben). Am 16.12.1825 erfolgt die Übernahme von Schloss Birkeneck (Egan-Krieger Seite 96).

Im Frühjahr 1826 Hallberg übersiedelt mit Frau und Kindern von Gauting in die menschenleere Einöde (Egan-Krieger Seite 96). Am 13.06 erbietet sich Hallberg in einem Schreiben an Freihern von Widder in vierjähriger Arbeit für die Summe von 4.000 Gulden ein 600 Tagwerk umfassendes Moosgebiet zu
entwässern (Urkunde Staatsarchiv STAM, RA 20956/6). Mit Datum vom 30.12.1826 betont das Landgericht Freising in einem Schreiben, dem Freiherrn Hallberg die Genehmigung zum Bau mehrerer Häuser mit dazugehörigem Grund zu erteilen. Es verweist aber auch auf die witterungsbedingten Gefahren des Anbaus durch die Neuansiedler (STAM, RA 20956/1).

In Urkunden vom 17. Februar, 28. März und 11. Juni 1827 beschäftigt sich das Staats Ministerium des Inneren mit der „ Anlegung eines Dorfes bei Birkenek“. Am 5.12.1827 wird der Wunsch des Monarchen, daß es allerhöchst Denselben sehr freuen würde, dieses Dorf in Bälde hergestellt zu sehen.

Im Dezember 1827 gibt die Bayerische Regierung den Betrag von 4.000 Gulden frei.

In einem Schreiben an König Ludwig Anfang 1828 schlägt Freiherr von Hallberg vor, dem neuen Dorf den Namen Ludwigsburg zu geben.

Mit Urkunde vom 21. Mai 1828 des Staats Ministerium des Inneren wird verfügt, dass das neue Dorf den Namen Hallbergmoos erhalten soll. Diese Urkunde ist als Anlage 1 beigefügt. Da der Text in der deutschen Schrift verfasst ist, hier der transferierte Text. Dessen Wortlaut ist sehr gewöhnungsbedürftig, da er aus der damaligen Zeit heraus zu lesen ist, geprägt vom Königtum. Auch die Schreibweise erfolgte in der damaligen Fassung, die von der heutigen Rechtschreibung abweicht. Ich merke an, dass der Text nach bestem Wissen transferiert wurde und sich möglicherweise dabei ein Fehler eingeschlichen haben könnte.

 Urkunde vom 21. Mai 1828  des Staats Ministerium des Inneren 

Staats Ministerium des Inneren
Nachdem seine Majestät der König unterm 11. d. M. die von Freiherrn
von Hallberg beabsichtete Ansiedlung, mit Beschränkung derselben auf die zum Gute
Birkeneck wirklich gehörigen oder auf weiter dazu westlich zu ermessenden Gründe,
so wie die Verbriefung der hierzu herzustellenden Gebäude, letztens jedoch unter Aufsicht
des Landgerichts, nicht des Magistrats zu Freising, allerhöchst und mit dem Beifügen
zu genehmigen geruht, daß diese Ansiedlung zur Erinnerung an die wohltätigen Gesinnung
des Freiherrn von Hallberg den Namen Hallbergmoos erhalten, die beantragte besondere Benennung der einzelnen Häuser u. s. w. aber nicht eingeführt werden solle, so wird
die k. Regierung des Isarkreises, welchen im Anschluße den vorgelegten Plan samt Kosten
Benahmung und Zeichnungen zur Zurückstellung mitgetheilt wird, angewiesen, hierauf
unverweilt sowohl das k .Landgericht Freising als den genannten Freiherrn von Hall-
berg in Kenntnis zu setzen, übrigens diesem zugleich bemerklich zu machen, daß der Verlaufungslan selbst von der Bekanntmachung anher einzusenden sei.
Was die in seiner früheren, hierneben zurückfolgenden Vorstellung wiederholten
Bitte des Freiherrn v. Hallberg wegen Bewilligung der Gewerbe und Ansiedlungsfreiheit betrifft, so wird lediglich auf die Entschließung vom 1. Dez v. J. hingewiesen
München am 21. Mai 1828
Auf
Seiner königlichen Majestät allerhöchsten Befehl

Da Pfarrer Schnell in seiner 1851 erschienen Chronik 1829 als Jahr der Namensgebung angibt, sei noch auf die Urkunde vom 28. Juli 1829 verwiesen, die als Anlage 2 beigefügt ist und deren transferierter Text an dieser Stelle erfolgt.

Urkunde vom 28. Juli 1829  des Staats Ministerium des Inneren

Staats Ministerium des Innern
Der Freiherr v. Hallberg auf Birkeneck hat bei Seiner königlichen Majestät
um die Erlaubnis nachgesucht, im Ausdrucke des schuldigen Dankes und
zur Verewigung desselben auf dem Moose bei Freising ein Denkmal mit
der Inschrift errichten zu dürfen
Ludwig
König in Bayern
ließ 1828
dieses Moos austrocknen.
Alles
was ihr hier seht
ist
Sein Werk.
Seine Majestät der König haben indessen hierauf mittels allerhöchsten Signats vom 12. Juli zu beschließen geruht, bevor die ganze
Austrocknung des Mooses und dessen Kultivierung gerundet sey,
solle kein Denkmal gesetzt, dann aber weiterer Antrag erstattet
und hirvon auch Freiherrn v. Hallberg verständigt, übrigens die
Ausführung dieses wichtigen Unternehmens der Urbarmachung des Mooses bei Freising mit aller Thätigkeit
fortgesetzt werden, und das neuzugründende Dorf den
Namen: Hallbergmoos erhalten soll

Im Freisinger Wochenblatt vom 2. August 1829 erschien dazu unter Ziffer 3) Urbarmachung des Mooses betreff, folgender Text:

In Folge einer kgl. Regierungsentschließung vom 28ten dieß wurde man in Kenntniß gesetzt, daß die
Ausführung des wichtigen Unternehmens der Urbarmachung des Mooses bey Freysing mit aller Thätigkeit
fortgesetzt, und das neu zu errichtende Dorf den Namen „HallbergsMoos“ erhalten solle.

Zusammenfassung

Die in meinen Augen wichtigste Urkunde datiert vom 21. Mai 1828, wo erstmals amtlicherseits erwähnt wird, dass das neue Dorf den Namen Hallbergmoos nach dem Ortsgründer erhalten soll. Das Pfarrer Schnell in seiner Ortschronik dafür das Jahr 1829 nennt, hängt vermutlich mit der Veröffentl ichung im Freisinger Wochenblatt vom 2. August 1829 zusammen, wo von der Namensgebung „HallbergsMoos“ die Rede ist. Dies ist auf die Urkunde vom 28. July 1829, wie oben dargestellt, zurückzuführen, wo im Zusammenhang mit der Ablehnung der Erstellung eines Denkmals abermals vom Namen Hallbergmoos die Rede ist.

Die erste urkundliche Erwähnung von Hallbergmoos erfolgte somit mit der Urkunde vom 21. Mai 1828 und wird damit nach 186 ½ Jahren veröffentlicht.

Widmung

Ich widme dieses Sammelblatt meiner Ehefrau Gertraud, die immer viel Verständnis für meine Recherchen aufbringt.

 

Karl-Heinz Zenker
Hallbergmoos, 21. November 2014

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